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Der Deutsche Turner-Bund ist nicht nur der zweitgrößte Sport-Fachverband in Deutschland, sondern auch der vielfältigste mit einer sehr langen Geschichte, die bis zu Turnvater Jahn im frühen 19. Jahrhundert reicht. Er ist sich dieses historischen Erbes bewusst und pflegt deshalb enge Beziehungen zur DAGS. Auf Vermittlung der DAGS wurde das Archiv des DTB aufgearbeitet und ins Bundesarchiv als Quelle deutscher Turn- und Sportgeschichte von nationaler Bedeutung gesichert. | Der Deutsche Turner-Bund ist nicht nur der zweitgrößte Sport-Fachverband in Deutschland, sondern auch der vielfältigste mit einer sehr langen Geschichte, die bis zu Turnvater Jahn im frühen 19. Jahrhundert reicht. Er ist sich dieses historischen Erbes bewusst und pflegt deshalb enge Beziehungen zur DAGS. Auf Vermittlung der DAGS wurde das Archiv des DTB aufgearbeitet und ins Bundesarchiv als Quelle deutscher Turn- und Sportgeschichte von nationaler Bedeutung gesichert. | ||
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Das durfte sich nicht wiederholen. Turnen und Sport sollten frei, unabhängig und unpolitisch sein, oder eben gar nicht. So wollten es die Besatzungsmächte, die damals noch das Sagen hatten. Die Bundesrepublik Deutschland, die mit der Verabschiedung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 gegründet wurde, war noch nicht souverän, sondern unterlag dem Besatzungsstatut. Der Satzungsentwurf wurde entsprechend geändert, und am 2. September 1950 erfolgte schließlich die offizielle Gründung des DTB in der Universitätsstadt Tübingen – dort erinnert bis heute eine Tafel am Rathaus an dieses Ereignis – in Verbindung mit den ersten Deutschen Turnmeisterschaften nach Krieg und Diktatur. | Das durfte sich nicht wiederholen. Turnen und Sport sollten frei, unabhängig und unpolitisch sein, oder eben gar nicht. So wollten es die Besatzungsmächte, die damals noch das Sagen hatten. Die Bundesrepublik Deutschland, die mit der Verabschiedung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 gegründet wurde, war noch nicht souverän, sondern unterlag dem Besatzungsstatut. Der Satzungsentwurf wurde entsprechend geändert, und am 2. September 1950 erfolgte schließlich die offizielle Gründung des DTB in der Universitätsstadt Tübingen – dort erinnert bis heute eine Tafel am Rathaus an dieses Ereignis – in Verbindung mit den ersten Deutschen Turnmeisterschaften nach Krieg und Diktatur. | ||
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Bemerkenswert und wegweisend war jedoch an Pfingsten in Frankfurt in der Paulskirche die Rede des neu gewählten Bundespräsidenten Theodor Heuss (1884-1963). Er hatte in seiner Jugend eifrig geturnt und ein großer Freund von Turnen und Sport. Nachdem der Dachverband des Sports in Westdeutschland im Dezember 1950 in Hannover gegründet worden war, nahm er 1951 das Angebot der „Schirmherrschaft“ des deutschen Sports an. Das bedeutet, dass das deutsche Staatsoberhaupt eine besondere Schutzverpflichtung gegenüber dem in Vereinen und Verbänden organisierten Sport übernahm, die bis in die Gegenwart anhält. Die Ehrenurkunden bei den Bundesjugendspielen tragen seine Unterschrift. Heuss übernahm diese Verpflichtung nicht ohne Grund, sondern aus Überzeugung vom Wert und Nutzen von Turnen und Sport für das demokratische Gemeinwesen in der Bundesrepublik Deutschland. | Bemerkenswert und wegweisend war jedoch an Pfingsten in Frankfurt in der Paulskirche die Rede des neu gewählten Bundespräsidenten Theodor Heuss (1884-1963). Er hatte in seiner Jugend eifrig geturnt und ein großer Freund von Turnen und Sport. Nachdem der Dachverband des Sports in Westdeutschland im Dezember 1950 in Hannover gegründet worden war, nahm er 1951 das Angebot der „Schirmherrschaft“ des deutschen Sports an. Das bedeutet, dass das deutsche Staatsoberhaupt eine besondere Schutzverpflichtung gegenüber dem in Vereinen und Verbänden organisierten Sport übernahm, die bis in die Gegenwart anhält. Die Ehrenurkunden bei den Bundesjugendspielen tragen seine Unterschrift. Heuss übernahm diese Verpflichtung nicht ohne Grund, sondern aus Überzeugung vom Wert und Nutzen von Turnen und Sport für das demokratische Gemeinwesen in der Bundesrepublik Deutschland. | ||
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Version vom 12. Mai 2025, 07:08 Uhr
Willkommen bei der Deutschen Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen e.V.
Ankündigungen und Neuigkeiten für das Jahr 2025 | ||||||
75 Jahre Deutscher Turner-Bund (1950-2025)Von Michael KrügerDer Deutsche Turner-Bund ist nicht nur der zweitgrößte Sport-Fachverband in Deutschland, sondern auch der vielfältigste mit einer sehr langen Geschichte, die bis zu Turnvater Jahn im frühen 19. Jahrhundert reicht. Er ist sich dieses historischen Erbes bewusst und pflegt deshalb enge Beziehungen zur DAGS. Auf Vermittlung der DAGS wurde das Archiv des DTB aufgearbeitet und ins Bundesarchiv als Quelle deutscher Turn- und Sportgeschichte von nationaler Bedeutung gesichert.In diesem Jahr feiert der DTB nicht nur das große, inzwischen internationale Deutsche Turnfest in Leipzig, sondern auch sein 75jähriges Jubiläum. An dieses Ereignis soll an dieser Stelle erinnert werde: An Pfingsten 1950 war in der Frankfurter Paulskirche alles gut vorbereitet: Rednertribüne, Blumenschmuck, Fahnen, Turnerchor … ein neuer Deutscher Turner-Bund (DTB) sollte gegründet werden: 5 Jahre nach Kriegsende, 15 Jahre nach der Auflösung der Deutschen Turnerschaft (DT) durch die Nationalsozialisten und 17 Jahre nach dem Verbot des Arbeiter Turnerbundes (ATB) sowie der Verfolgung, Inhaftierung und Ermordung kommunistischer und jüdischer Turner - darunter die Cousins Alfred und Gustav Felix Flatow, Olympiasieger bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen. Alle Turnerinnen und Turner, unabhängig von Alter, Herkunft, Religion und Geschlecht sollten wieder gemeinsam turnen und in den sich neu gründenden Turnvereinen in einem Dachverband organisiert werden. Nur die Turnerinnen und Turner aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) durften nicht dabei sein. Die DDR wurde am 7. Oktober 1949 gegründet, und der Deutsche Turn-Verband (DTV) der DDR am 3. Mai 1958 als eine Untergliederung in den 1957 geschaffenen Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) der DDR eingefügt, zuständig für die Sportart Gerät- und Kunstturnen und die Turn- und Sportfeste der DDR. Doch im Westen kam es anders als gedacht. Die Feier in der Paulskirche fand zwar statt, und sogar Bundespräsident Heuss war erschienen und hielt eine Rede. Aber die Gründung des Verbandes durfte (noch) nicht vollzogen werden. Die Alliierte Hohe Kommission erhob Einspruch, weil in den Paragraphen 2 und 3 des eingereichten Satzungsentwurfs davon die Rede war, dass der neue DTB eine „Gesinnungs- und Erziehungsgemeinschaft“ sei, und dieses Ziel durch die „Einwirkung auf das öffentliche Leben“ erreichen wolle. Das erinnerte die Besatzungsmächte zu sehr an das Dritte Reich, als die Turn- und Sportverbände sich als politische Organisationen verstanden (bzw. sich so verstehen mussten), die ein „mächtiges Werkzeug zur Verbreitung von Nazilehren und Einprägung von Militarismus“ gewesen seien, wie es einer Erklärung des Kontrollrats hieß. Das durfte sich nicht wiederholen. Turnen und Sport sollten frei, unabhängig und unpolitisch sein, oder eben gar nicht. So wollten es die Besatzungsmächte, die damals noch das Sagen hatten. Die Bundesrepublik Deutschland, die mit der Verabschiedung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 gegründet wurde, war noch nicht souverän, sondern unterlag dem Besatzungsstatut. Der Satzungsentwurf wurde entsprechend geändert, und am 2. September 1950 erfolgte schließlich die offizielle Gründung des DTB in der Universitätsstadt Tübingen – dort erinnert bis heute eine Tafel am Rathaus an dieses Ereignis – in Verbindung mit den ersten Deutschen Turnmeisterschaften nach Krieg und Diktatur. Bemerkenswert und wegweisend war jedoch an Pfingsten in Frankfurt in der Paulskirche die Rede des neu gewählten Bundespräsidenten Theodor Heuss (1884-1963). Er hatte in seiner Jugend eifrig geturnt und ein großer Freund von Turnen und Sport. Nachdem der Dachverband des Sports in Westdeutschland im Dezember 1950 in Hannover gegründet worden war, nahm er 1951 das Angebot der „Schirmherrschaft“ des deutschen Sports an. Das bedeutet, dass das deutsche Staatsoberhaupt eine besondere Schutzverpflichtung gegenüber dem in Vereinen und Verbänden organisierten Sport übernahm, die bis in die Gegenwart anhält. Die Ehrenurkunden bei den Bundesjugendspielen tragen seine Unterschrift. Heuss übernahm diese Verpflichtung nicht ohne Grund, sondern aus Überzeugung vom Wert und Nutzen von Turnen und Sport für das demokratische Gemeinwesen in der Bundesrepublik Deutschland.
Gemeinsam für eine Stärkung der Erinnerungskultur des SportsDOSB und DAGS vereinbaren sporthistorische TagungDer Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte am 22. April zur Übergabe des Tagungsbands „Den Sport organisieren“ nach Frankfurt am Main eingeladen. Dort übergaben die Vertreter der Deutschen Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen e.V. (DAGS) und des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. (IfSG) die Tagungsdokumentation an Thomas Weikert (Präsident) und Dr. h.c. Volker Bouffier (Vorstand für besondere Aufgaben).
NeuerscheinungTagungsband des 11. DAGS-Symposiums, Kloster Maulbronn 12./13. Oktober 2023Bereits im 18. Jahrhundert entstanden in Deutschland die ersten Vereine. Waren es zunächst Zusammenschlüsse, die sich der Aufklärung verpflichtet fühlten, wie die Lesegesellschaften, so folgten mit Beginn des 19. Jahrhunderts zunächst die Turn- und später die Sportvereine. Die ideelle Grundlage dieser Vereinigungen war das „Recht der Assoziation“. Bis heute bilden die Sportvereine und -verbände die Grundlage für vielfältiges gesellschaftliches Engagement. Die Tagung hat dieses Phänomen aus historischer, soziologischer und rechtlicher Perspektive betrachtet. Dabei stand nicht nur der Südwesten im Fokus, vielmehr richtete sich der Blick auf Deutschland insgesamt. Auch sollte die Situation des organisierten Sports bis in die Gegenwart hinein thematisiert werden. Tagungsdokumentation Den Sport organisieren. Zur Geschichte und Zukunft der Sportvereine und -verbände in Deutschland. Vorträge des gleichnamigen Jubiläums-Symposiums am 12. und 13. Oktober 2023 im Kloster Maulbronn. Hrsg. von Martin Ehlers, Markus Friedrich, Helga Holz, Michael Krüger und Lothar Wieser. 28,00€ (312 S., zahlreiche Farb-Abbildungen) https://www.arete-verlag.de/produkt/den-sport-organisieren/ |
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